5 Songs… Dominik Mercier (Love A)

In der Rubrik “5 Songs” erzählen uns Musiker von Songs, die einen großen Einfluss auf ihr musikalisches Schaffen hatten. Nach Koljah von der Antilopen Gang und Hello Piedpiper haben wir Love A-Bassist Dommes, zwischen Studio und VÖ des kommenden Albums nach seinen Lieblingssongs gefragt. Mit seinen Antworten beweist er Geschmack. Nur über Journey müssen wir irgendwann noch einmal sprechen.
Tocotronic – Freiburg
„Digital ist besser“ war für mich ein absoluter Ohrenöffner. Meinem jungen Teenie-Selbst, dessen musikalischer Horizont weitest gehend auf melodischen US-Punk beschränkt war, zeigte dieses Album, dass noch andere hörenswerte, wütende und intelligente Musik existiert, die mir irgendwie dann doch mehr zu bieten hat, als das, was ich damals sonst so mochte. Obwohl das Tocotronic- Debüt eine äußerst hohe Hitdichte bietet, sticht der Song „Freiburg“ auch heute noch ein wenig nach oben heraus. Trotz ordentlichem 90ies Vibe ist das Lied zeitlos und obwohl ich mittlerweile die 30 überschritten habe, zaubern mir Zeilen, wie: „Ich weiß nicht, wieso ich euch so hasse, Tanztheater dieser Stadt“ weiterhin ein Lächeln ins Gesicht – auch wenn ich wohl eingestehen muss, dass ich von Zeit zu Zeit selbst als zufriedener Zuschauer im Tanztheater lande.
The Weakerthans – Left and Leaving
Ähnlich wie Tocotronic erweiterten The Weakerthans meinen frühen Musikgeschmack erheblich. Eigentlich besuchte ich mein erstes Konzert der Kanadier nur, weil ich großer Propagandhi-Fan war und John K. Samson dort einst mitgewirkt hatte. Damals präsentierten The Weakerthans ihr erstes Album „Fallow“. Ich musste mich mit einem Freund ins ausverkaufte Exhaus reinschmuggeln. Gut, dass wir noch Stempel vom Feiern am Vortag auf der Hand hatten, die den Konzertstempeln ähnlich genug sahen, dass wir die Tür passieren durften und hören konnten, was dieser John K. Samson denn nun so treibt. Es war großartig und ich wurde Fan. 2000 erschien dann „Left and Leaving“. Der Titeltrack ist wirklich wahnsinnig gut. Es ist einer dieser Songs, bei dem einfach alles stimmt: toller Text, großartige Melodien und melancholisch, schöne Gitarren zum Niederknien.
The Cure – A Forrest
Mit The Cure kam ich, dank eines älteren Bruders, der sowas zeitweise hörte, relativ früh in Berührung. Bis ich richtig zu schätzen wusste, wie gut die Band um Robert Smith aber tatsächlich ist, vergingen allerdings Jahre. Mir fallen wenige Bands ein, die ähnlich viele überragende Songs aufgenommen haben wie The Cure. „A Forrest“ erscheint heute vielleicht nicht mehr unbedingt typisch für das Schaffen der Band. Es ist ein kühler und auch düsterer Hit der frühen 1980er-Jahre und vor allem Ausdruck dessen, wie gut Wave-Musik wirklich sein kann.
Gang of Four – Damaged Goods
Gang of Four entdeckte ich erst sehr spät für mich – das heißt fast 30 Jahre nachdem „Damaged Goods“ eigentlich erschienen war. Trotz des Alters empfand ich es beim Hören als wirklich frisch. Es klang weniger abgenutzt als der modernere Sound der Bands der 2000er-Jahre, denen man anhörte, dass sie Gang of Four mögen und deren Musik ich eigentlich auch mochte. Rhythmisch treibend, ohne zu nerven. Bewegung anregend, ohne aufdringlich oder zu stumpf zu sein. Besser wird tanzbare Gitarrenmusik für meine Ohren wohl nicht mehr.
Journey – Don’t stop believin ́
Ich kann mit Journey normaler Weise nichts anfangen. Die Musik der Band empfinde ich als furchtbaren Schrott. Käsiger Hardrock mit Muckertum und Übermut zur zu großen Geste – übler geht das eigentlich nicht mehr. Ich weiß tatsächlich nicht, wie die es schaffen konnten, einen meiner absoluten Lieblingssongs aufzunehmen?! Zum Glück ist Musik nichts, was man erklären oder verstehen muss. „Don’t stop believin ́“ ist eine hymnenhafte Powerballade, die Genretypisch völlig drüber und daneben ist. Ich weiß nicht, ob ich den Text oder das obligatorische Gitarrengedudel schlimmer finden sollte, aber komme einfach nicht umher, das Lied wirklich zu mögen. Wenn ein Song als guilty pleasure gelten darf dann dieser. Man (und damit sind tatsächlich alle Musikschaffenden dieser Welt gemeint) hätte nach „Don’t stop believin ́“ nie wieder eine Rockballade aufnehmen dürfen, weil Journey zu diesem Thema in einem Song alles beigetragen hat, was dazu beizutragen war. Großartiges Stück – irgendwie.
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