Burn The Place You Hide – Interview mit Richard Knights (deutsch)
Nachdem wir vor einigen Monaten schon einmal über die Musiker-Dokumentation „Burn The Place You Hide – The St. Thomas Story“ berichtet haben, ist viel passiert. Mittlerweile hatte der Film eine viel beachtete Premiere in Norwegen. Wir sprachen mit Produzent Richard Knights über die vergangenen Monate und den Plan, den Film auch in Deutschland in die Kinos zu bringen. Hier findet Ihr die gekürzte deutsche Version. Die Originalversion auf englisch findet Ihr HIER.
Crazewire: Vor ein paar Wochen fand die Premiere Eurer Dokumentation „Burn the place you hide” in Bergen (Norwegen) statt. Ein paar Tage später gab es eine zweite Vorstellung in Oslo. Wie waren die Reaktionen des Publikums und wie hat die norwegische Presse darüber berichtet?
Richard: Ehrlich gesagt war es kompliziert, eine Dokumentation in einem Land zu produzieren, dessen Sprache Du nicht sprichst. Wir wussten nicht, ob das alles funktioniert. Aber wie auch immer, nach einem ziemlich positiven Feedback des Publikums in Bergen und Oslo haben wir uns ein bisschen entspannt. Wir waren zudem ziemlich überrascht, mit welcher Herzlichkeit man uns während des Drehs entgegenbrachte. Alle Beteiligten haben es uns sehr einfach gemacht Auch Thomas selbst, der ja auch in englisch gesungen und häufig auch in Interviews englisch gesprochen hat. Hoffentlich schafft es der Film, seine Stimme noch ein bisschen weiter zu tragen.
Uns war es sehr wichtig, dass die Premiere des Films in Norwegen stattfand, und dass sich die Norweger durch die englische Sprache nicht vor den Kopf gestoßen fühlen. Glücklicher Weise waren die Rückmeldungen von jedem, den wir getroffen haben sehr positiv. Hinzu kommen auch gute Kritiken in der norwegischen Presse. Allerdings ist es gerade ziemlich schwierig alle Bereiche einer „Post-Productuion“ im Auge zu behalten. Vor allem, wenn man so ein Projekt neben seinem normalen Job durchführt und kein gesondertes Marketing-Budget hat.
Crazewire: Ich war während des Films ziemlich überrascht, wie ehrlich Familie, Freunde und Musiker über Thomas oder seine mentalen Probleme gesprochen haben. War es schwierig eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Interviewpartner so wohl fühlen, um so ehrlich zu antworten?
Richard: Der Film wurde während mehrerer Besuche in Norwegen gedreht. Gary und ich sind mir öffentlichen Transportmitteln und billigem Equipment im Rucksack losgefahren. Über die Jahre, die wir an dem Film gearbeitet haben, haben wir eine Menge Menschen getroffen, die mit Thonas befreudet waren, oder mit ihm Musik gespielt haben. Das waren lange Interview-Sessions, die zum Teil bis tief in die Nacht dauerten. Wir hoffen, dass die Intimität dieser sehr persönlichen Interviews ein bisschen rüberkommt. Wir wollten das fehlende Geld mir Empathie ersetzen.
Du hinterfragst natürlich Deine Beweggründe, wenn Du Kontakt zu den Eltern und den Freunden eines unter solch tragischen Umständen verstorbenen Menschen aufnimmst. Ich kann mir nur vorstellen, wie es ist, sein Kind zu verlieren und ich kann Dir nicht sagen, wie ich reagieren würde, wenn mich dann jemand fragen würde, ob er einen Film über das Leben dieses Kindes drehen möchte. Wie auch immer vom ersten Tag an waren Beth und Terje (die Eltern von Thomas; Anm. D. Red.) sowie seine Schwester Kate die nettesten Menschen, die Du dir zu treffen wünschst. Und obwohl es sehr schmerzhaft für sie war diese Dokumentation zu drehen, war ihnen klar, dass sie nur funktionieren kann, wenn sie so ehrlich sind, wie es auch Thomas immer war. Wie Espen, ein enger Freund und Mitmusiker in einem Interview mit uns sagte: “Alles muss erzählt werden, um Thomas zu ehren.” Diese Worte wurden so etwas wie ein Mantra für uns.
Crazewire: Wie haben die Eltern von Thomas reagiert, als Du sie mit dem Projekt konfrontiert hast?
Richard: Seine Eltern haben mich von Anfang an sehr unterstützt. Ich glaube aber, es hat zwei Interviews gedauert, bis sie sich selbst wohl mit der Situation gefühlt haben. Die beiden sind ganz wunderbare Menschen, wie im Übrigen auch seine Schwester und seine engen Freunde.
Crazewire: Haben Eltern und Freunde den Film mittlerweile auch gesehen? Wie fanden sie das Endergebnis?
Richard: Ja, ich glaube die meisten haben den Film mittlerweile gesehen. Und auch hier haben wir eigentlich nur gutes Feedback bekommen. Es ist ganz offensichtlich eine ungemütliche und sehr emotionale Erfahrung für alle Beteiligten gewesen, sich die Interviews noch einmal anzuschauen. Dementsprechend nervös war ich natürlich, was für ein Feedback wohl zurück käme. Umso erleichterter waren wir natürlich, als wir die positive Rückmeldungen bekommen haben.
Crazewire: Nach dem Erfolg in Norwegen, wie sehen Eure Pläne für die Zukunft aus, bzw. wie kann man Euch helfen, den Film so bekannt zu machen, wie er es verdient hätte.
Richard: Wir haben noch die UK-Premiere auf dem Doc ’n Roll Film Festival in London am 13. November 2016. Thomas’s letztes bisher unveröffentlichte Album “A Mouse in a Crowded House” wird hoffentlich zur selben Zeit auf CD und Vinyl veröffentlicht. Es war uns wichtig, dass beides in etwa zur gleichen Zeit passiert. So steht beides in einem engeren Kontext und die Menschen werden hoffentlich die Musik hören, nachdem sie die Dokumentation gesehen haben.
Wir versuchen natürlich den Film auch in Europa und Großbritannien offiziell in die Kinos zu bringen. Wenn irgendjemand den Film für eine Vorführung haben möchte, soll er einfach mit uns in Kontakt treten. Wir sind dabei offen für alles, sei es in einem regulären Kino, einem Kulturkaffee oder einem Stadtzentrum. Checkt hierfür einfach unsere Facebook-Seite.
Video: Burn The Place You Hide – Trailer
Burn the Place You Hide – A film about St Thomas. Trailer 2016 from Burn the Place you Hide on Vimeo.