Taking Back Sunday – Live in Köln (20.02.2017)

Wie so viele Bands in den vergangen Jahren, gehören auch Taking Back Sunday zu den Bands, die ihre beste musikalische Phase (hierzu zähle ich das 2002er-Album „Tell All You Friends“) hatten, als ich entweder noch nicht geboren war oder wie in diesem Fall, gerade die Grundschule erfolgreich beendet hatte und die Kelly Family noch deutlich besser zu meinem damaligen Ich passte.
Wie dem auch sei, irgendwann kamen wir dann auch zusammen und wollen uns seither nicht mehr los lassen. Am vergangenen Montag war es dann nach nunmehr fast drei Jahren wieder Zeit für eine direkte Begegnung im Kölner Gloria. Draußen regnet es aber im Inneren des Clubs mit der bekannten Schräglage oberhalb der Tanzfläche ist es gemütlich gefüllt. Da die Show aus dem Luxor hierher verlegt wurde, würde ich behaupten, dass sich die Besucherzahl mindestens verdoppelt hat.
Es spielt bereits Frank Iero, der den Meisten, wenn überhaupt, als ehemaliger Gitarrist der 2000er-Emos von My Chemical Romance bekannt sein könnte. Tatsächlich nimmt man während seiner Show einige kreischende Personen wahr, es wird getanzt und vereinzelt sieht man sogar ein paar Hardliner in waschechter Black-Parade-Uniform herumgeistern. Das Album ist immerhin auch schon elf Jahre her – wer das also heute noch durchzieht kann mit pubertärer Rebellion gegen jegliche Konventionen auch nichts mehr entschuldigen. Musikalisch kann ich Iero und Band nicht wirklich einordnen, können sie glaube ich selbst auch nicht. Es schwankt stark zwischen Emo, Alternative, Indie, Post-Hardcore und Punkrock, ist aber dennoch absolut „in Ordnung“, bin ich ja eigentlich auch nur wegen Taking Back Sunday hier.
Die legen nach angenehm kurzer Umbauphase sehr zeitig los. Der Tidal Wave-Opener „Death Wolf“ zündet sofort beim Publikum und bringt auch die sechs Amis in Stimmung. Es geht weiter mit Liar, einem der Hits auf der 2006er-Platte „Louder Now“. Schon jetzt muss ich erwähnen, dass der Sound den gesamten Abend über sehr stark zu wünschen übrig lies. Die Backings zu laut, die Gitarren zu leise, der Hauptgesang auch nicht da wo er sein sollte aber alles dann immer noch ausreichend, um mit zu tanzen und gut gelaunt zu zu hören.
In den nächsten 80 Minuten folgen Hits über Hits. Mir wird schnell wieder bewusst, weshalb ich diese Band so sehr mag. „Timberwolves At New Jersey“, „What’s It Like To Be A Ghost“ , „You’re So Last Summer“, „You Know How I Do“, „Cute Without The E“, „Make Damn Sure“ aber auch die neuen Songs wie „Tidal Wave“ oder „You Can’t Look Back“ können so einiges. Heute Abend ist es so leicht wie selten, mit innerer Zufriedenheit auf die Bühne zu blicken und Spaß zu haben, der tanzenden, mitsingenden, sich in den Reflexionen der Disco-Kugeln suhlenden Menge zu zusehen und Freude festzustellen.
Am Ende gehen Taking Back Sunday mit großer und häufig betonter Dankbarkeit von der Bühne während sie davor gut gelaunte Gesichter hinterlassen. Ein passendes Ende, für einen Montag der weitaus schlimmer hätte verlaufen können.
Video: Taking Back Sunday – „Cute Without The E“