New Fall Festival 2016 – Dillon & Chor, Grandbrothers

Das New Fall Festival ist ähnlich wie die c/o Pop in Köln eines der feinsten in der Festivallandschaft. Nicht nur die Vielfältigkeit des Programms, sondern auch die exklusiven Locations versprechen immer großartige Konzerterlebnisse. In seinem sechsten Jahr setzt man wie immer auf die Mischung aus (lokalen) Newcomern und internationalen Acts, so dass die Entscheidung der zu besuchenden Konzerte gar nicht so leicht fällt.
Die Grandbrothers aus Wuppertal kann man zwar unter „lokal“ einordnen, Newcomer sind sie aber keine mehr. Bereits seit mehreren Jahren macht das Duo, bestehend aus Erol Sarp und Lukas Vogel, gemeinsam Musik, ihr erstes Album „Dilation“ erschien Anfang des vergangenen Jahres. Die Johanneskirche in der Stadtmitte erweist sich als wunderbar passender Austragungsort für ihr Konzert am frühen Donnerstagabend. Die Grandbrothers schaffen mit ihrer Musik den Spagat zwischen Klassik und Elektronik. Das erinnert an Nils Frahm, und ähnlich wie dessen Zusammenführung aus Analogem und Digitalem funktioniert auch die Musik von Erol und Lukas. Eine selbstgebaute Apparatur sorgt dafür, dass die auf dem Grandpiano live erzeugten Töne mittels elektromagnetischer Hämmerchen auf dem Laptop eingespielt und schließlich gesampelt und geloopt werden. Daraus entsteht eine elektronisch minimalistische Klangästhetik, die ganz ohne Gesang auskommt. Neben fast allen Stücken des ersten Albums gibt’s an diesem Abend auch einige neue Songs zu hören, die bereits komplett fertig produziert sind und im nächsten Jahr auf ihrem zweiten Album erscheinen werden.
Nach etwas mehr als einer Stunde und vier Zugaben müssen die Grandbrothers den Platz vor dem Altar frei machen, denn nur wenig später werden hier Brandt Brauer Frick auftreten.
Auch einen Tag später verspricht das New Fall Festivals ein ähnlich gutes Programm. Schemenhafte Konturen der zierlichen Dominique Dillon de Byington zeichnen sich am späten Freitagabend auf der Bühne des Robert- Schumann-Saals ab. Ganz schwach schimmert ihre Silhouette durch die weißen Nebelschwaden, als die ersten Klänge zu „Nowhere“ durch den holzvertäfelten Raum hallen. Besonderheit: Neben ihrem Partner Tamer Fahri wird Dillon von einem zwölfköpfigen Frauenchor begleitet.
Bei „Abrupt Clarity“ oder „Lightning Sparked“ lassen technoide Beats und ein wummernder Bass die Luft vibrieren. „A Matter Of Time“, erste Single aus ihrem 2014 erschienenen zweiten Album „The Unknown“ wird wiederum getragen von den sanften Piano-Klängen und Dillons schwermütiger Stimme. Bei „Tip Tapping“, geführt von der wunderschönen Melodie des Songs, ermuntert sie das Publikum zum Mitsingen, während sie vor der auf der Bühne mittig platzierten Lichtinstallation tänzelt. Überhaupt sind Dunkelheit und Licht Teil des Spiels mit der Stille, die immer an den richtigen Stellen auftaucht und sich zwischen die elektronischen Flächen und dem Piano schleicht.
Zur Zugabe tritt allein Dillon noch einmal hervor und covert City & Colour’s „As Much As I Ever Could“ und „Wicked Games“ von The Weeknd mit einer Melancholie, die Gänsehaut verursacht. Man möge gespannt sein, was das New Fall Festival im nächsten Jahr herbeizaubert – in seinem sechsten Jahr war es wieder wunderbar!
Offizielle Homepage Dillon
Offizielle Homepage Grandbrothers
Video: Dillon – „Thirteen Thirtyfive“