Eleventh Dream Day – Works for tomorrow

Während ich das Album höre, kotzt meine Katze zwei Mal auf das Sofa. Das ist nicht schön, weder für mich, noch für die Katze, auch nicht für das Sofa, passt aber wie Faust aufs Auge, denn wir hören Punk.
Ich gestehe, dass von allen alternativen Strömungen Punk stets die war, die ich am wenigsten verstand. Eine Bewegung, die sich aus Selbsthass speist, aus Ablehnung und Verweigerung, müsste die sich streng genommen nicht selbst auslöschen? Doch mehr als dreißig Jahre nach den Sex Pistols, deren Musik ich sehr schätze, gibt es sie immer noch, wenn auch mehr als Trademark denn als echte Bewegung.
Eleventh Dream Day sind alte Hasen, erschien ihr Debüt doch bereits im Jahr 1987. Ihre Musik ist kein One-Two-Three-Go Punk, sondern erinnert eher an die Spielart, wie Fugazi sie propagieren (wenn auch weniger clever), Sonic Youth (wenn auch weniger cool) oder NoMeansNo (von denen ich streng genommen nur den Song „Victory“ kenne). Das labeleigene Infoblatt zum Album „Works for tomorrow“ spricht von Alternativ Rock, doch ist das ein Begriff, den niemand ernsthaft benutzt, der etwas von Musik versteht.
Janet Beveridge Bean und Rick Rizzo wechseln sich ab am Mikro, sie säuselnd bis schreiend, er dumpf grölend, oder brüllen im Duett. Die Songs fangen vorn an, hören hinten auf, dazwischen passiert nichts viel Überraschendes, was man nicht nach den ersten Takten erahnte. Feedbacks und disharmonische Gitarren Soli, Power Chord Geschrubbe, stampfende Grooves und viel Rauch um wenig. „Cheap Gasoline“ klingt wie ein Sonic Youth Outtake aus den frühen Neunzigern. Leider entdecke ich nichts, was ich von anderen Bands nicht schon besser gehört habe. Woanders ist mehr Wut, mehr Energie, mehr Laut oder Leise.
Die Lichtblicke: „Vanishing Point“ ist ein waschechter Kopfnicker und eröffnet das Album mit breiter Brust. „The Unknowing“ verstärkt meine Sonntag Nachmittag Tristes, was sich blöde anfühlt, aber für den Song spricht, der sogar einen schönen Refrain hat. „Deep Lakes“ gefällt mit perkussivem Schlagzeug und einschmeichelnden Akkorden.
Kommen wir zum Schluss, bevor auch ich aufs Sofa kotze. In einer versoffenen Freitagnacht im BLA (eine meiner favorisierten Kneipen in der Bonner Altstadt, die Residenz für lässige Wohlstandspunks und der Laufsteg für Unterarm Tattoos schlechthin), ich könnte mir vorstellen, dass der ein oder andere Song von „Works for tomorrow“ funktionieren könnte. Vielleicht würde ich aber auch rausgehen, rauchen.
Video: Eleventh Dream Day – „Cheap Gasoline“